Wie können moderne Informationssysteme Menschen im Betreuten Wohnen mehr Sicherheit geben? Was kann das Reisen für Menschen ohne Digital Know-how erleichtern? Und wie kann ein Raumklima geschaffen werden, das sich automatisch an den körperlichen und mentalen Zustand der Bewohner:innen angepasst? Für diese und ähnliche Fragen wurden im Rahmen des fünfjährigen Projekts IBH Living Lab AAL Lösungen entwickelt und erprobt.
Das IBH Living Lab AAL ist ein Netzwerk aus Mitgliedern der Internationalen Bodensee-Hochschule (IBH), Unternehmen aus dem sozialen Dienstleistungsbereich und Technologieanbieter:innen. Ziel dieses Netzwerks ist es, Menschen, die sich aufgrund individueller körperlicher oder geistiger Einschränkungen (bedingt durch Alterung oder Behinderung) vom gesellschaftlichen und marktwirtschaftlichen Leben ausgeschlossen fühlen, ein "Aktives und Assistiertes Leben" (AAL) ermöglicht wird.
„Jeder Mensch möchte ein selbstbestimmtes Leben führen und so lange wie möglich im eigenen Zuhause bleiben“, erklärt Prof. Dr. Guido Kempter, Gesamtkoordinator des IBH Living Lab AAL. „Für Menschen mit Unterstützungsbedarf oder ältere Personen ist dies besonders wertvoll. Die alltäglichen Aufgaben können jedoch mit steigendem Alter bzw. steigendem Unterstützungsbedarf trotz der Hilfe professioneller und informeller Pflegepersonen – zum Beispiel Familienangehörigen – schnell zur Herausforderung werden.“ Dort setzt das Konzept AAL an. Es ist die Abkürzung für „Active and Assisted Living“ und kann auf Deutsch mit „Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben“ beschrieben werden. Menschen mit Unterstützungsbedarf wird mit verschiedenen Methoden und Dienstleistungen, welche auch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen, das alltägliche Leben erleichtert. Die Technologien sollen dabei nicht die Betreuung und Pflege durch Angehörige oder formelle Pflegestrukturen ersetzen. Sie sollen vielmehr betreuenden und pflegenden Personen die Arbeit erleichtern, zu einer Verringerung von Sorgen beitragen und neue Möglichkeiten der Kommunikation und Kontaktaufnahme ermöglichen. Die AAL Lösungen können durch die Entlastung der Pflegepersonen dazu beitragen, dass bedürftige Personen länger zuhause betreut werden können oder beispielsweise mehr Zeit für andere Kontakte in Pflegeeinrichtungen zur Verfügung steht.
Im Rahmen des IBH Living Lab AAL wurden über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren verschiedene dieser Lösungen entwickelt und erprobt. Dabei wurden digitale Technologien und soziale oder pflegerische Hilfestellungen individuell kombiniert. „Unser Ziel war es, die Öffentlichkeit für AAL zu sensibilisieren und Strukturen aufzubauen, die den Einsatz von AAL Zuhause und in Pflege- und Betreuungseinrichtungen einfach ermöglichen“, berichtet Kempter.
• 863 Menschen mit Assistenzbedarf sind aktiver Teil des IBH Living Lab AAL
• 283 digitale Assistenztechnologien sind identifiziert und zugänglich gemacht worden
• 56 dieser Technologien konnten wir einer genauen Evaluation unterziehen
• 257 Haushalte wurden von uns mit solchen digitalen Lösungen ausgestattet
• 13 Quartiere erfuhren im Aufbau ihrer Nachbarschaftshilfe eine Unterstützung
• 32 regionale Dienstleistungsangebote für assistiertes Leben wurden identifiziert
• 23 regionale Unternehmen für die technische Implementierung wurden vernetzt
• 37 Implementierungsbarrieren für digitale Innovationen wurden verringert
• 1396 Personen konnte eine facheinschlägige Weiterbildung angeboten werden
• 408 Beiträge sind für ein themenspezifisches, öffentliches Wiki erstellt worden
• 22 Veranstaltungen wurden der regionalen Öffentlichkeit angeboten
• 81 Beiträge konnten auf anerkannten Fachtagungen vorgestellt werden
• 69 wissenschaftliche Publikationen wurden verfasst