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„Die Zukunft liegt in den Händen der Generalist:innen“

05.10.2022
26 Stunden, um die eigenen Ideen zu realisieren. Das ist das Ziel für die Teilnehmer:innen des kürzlich stattgefundenen Umma Hüsla Hackathons 2022, der jährlich von den Digitalen Initiativen (DI) veranstaltet wird. Innerhalb dieser Zeit werden nützliche, kreative oder unterhaltsame Prototypen und Projekte ausgetüftelt. Zum ersten Mal mit dabei: die 20-jährige FHV-Studentin Karla Tschavoll, die zusammen mit ihrem Bruder Jakob den MixUp-Preis gewonnen hat.

(c) Matthias Rhomberg . fotograf

 
Name, Alter: Karla Tschavoll, 20
Studium: Elektrotechnik Dual, FHV (3. Semester)
Beruf, Unternehmen: Dualstudentin bei Airbus Defence and Space GmbH (Immenstaad am Bodensee)

Karla, gratuliere zu eurem Preis! Welches Projekt konntet ihr beim Umma Hüsla Hackathon realisieren?

Danke! Unser Projekt war der MediMinder – eine kleine Box, die die langweilige Medikamentendose aus der Apotheke ersetzen soll. Sie zeigt die Zeit seit der letzten Pille auf einem kleinen Display an und eine LED leuchtet auf, wenn die nächste Dosis fällig ist. Hat man das erledigt, drückt man einen Knopf, der die Zeit zurücksetzt.

Das klingt spannend und nützlich – wie seid ihr darauf gekommen?

Für vergessliche Menschen ist es schwer, die richtige Dosis an Medikamenten zur richtigen Zeit zu nehmen. Ich kenne das. Ich habe ADHS und enorme Schwierigkeiten dabei, mir neue Gewohnheiten zu erarbeiten – besonders, wenn die Sache zu kompliziert und die Barriere dabei zu hoch ist. Deshalb sollte der MediMinder so simpel wie möglich sein, sodass es auch an schlechteren Tagen einfach bleibt, einen gesunden Rhythmus mit Medikamenten beizubehalten.

Dein Bruder Jakob hat gerade als Jahrgangsbester das Studium Elektrotechnik Dual absolviert, du bist im 3. Semester. Warum hast du dich für dieses Studium entschieden?

Meine Hauptmotivation war Jakob. Während seiner ersten drei Semester fand ich mich immer wieder in seinem Zimmer vor einem riesigen White Board, wo er mir Konzepte und Zusammenhänge erklärte, die er eben gerade im Studium gelernt hatte. Ich war fasziniert, und das nicht nur, weil mein Bruder ein überaus guter Lehrer ist. Nach einigen Tagen der Offenen Tür und guten Gesprächen mit Student:innen, Dozierenden und der Studiengangsleitung an der FHV war die Sache für mich dann recht eindeutig, und ich bin bis heute glücklich mit meiner Entscheidung.

Neben deinem Studium arbeitest du – was sind deine Tricks, das Studium und den Job unter einen Hut zu bringen?

Um ganz ehrlich zu sein: Es ist oft schwer, das alles zu bewältigen, vor allem, wenn die Prüfungsphase naht. Mir hilft, die Inhalte des Studiums in die Arbeit oder auch in Hobbys einzubringen. So bilden sich neue Zusammenhänge und man entwickelt einen Sinn für das, was wichtig ist und was nicht. Prioritäten setzen ist etwas ganz Wichtiges, wenn man sich oft von Stresssituationen in die Ecke gedrängt fühlt.

Wo siehst du dich in fünf bis zehn Jahren?

Ich könnte mir gut vorstellen, nach dem Abschluss in zwei Jahren bei meinem Partnerunternehmen Airbus zu bleiben und praktische Erfahrungen zu sammeln. Das bedeutet dann wahrscheinlich, dass ich mir in Deutschland ein Leben aufbaue und das Ländle fürs Erste hinter mir lasse. Dort will ich auch irgendwann mal weiterstudieren, vielleicht bis zum Doktorat. Ich könnte mir gut vorstellen, später zu unterrichten – vielleicht sogar an der FHV. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Apropos Zukunft – welche Skills gewinnen deiner Meinung nach abseits von Fachwissen an Bedeutung?

Flexibilität und Resilienz. Das Leben wird nicht leichter und wir alle haben mit modernen Herausforderungen zu kämpfen: Digitalisierung, globale und lokale Krisen, Einsamkeit. Wir müssen uns Skills aneignen, die uns dabei helfen, uns anzupassen und der Situation entsprechend zu verändern. Wir müssen lernen, Ressourcen für das langfristige Wohl aller einzusetzen, und dazu brauchen wir ein breites Spektrum an Wissen. Die Zukunft liegt in den Händen der Generalist:innen, nicht der Spezialist:innen.