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Im Dialog: Forschung trifft Wirtschaft – Innovation durch Kooperation

21.10.2025
Wie entsteht Innovation durch Zusammenarbeit? Sabrina Schneider (FHV) und Klaus Wendel (Julius Blum GmbH) zeigen, was möglich ist, wenn Forschung und Wirtschaft an einem Strang ziehen.


Im Gespräch geben Sabrina Schneider, Blum-Stiftungsprofessorin an der FHV, und Klaus Wendel, Head of Information Services and Organization sowie Mitglied der Geschäftsleitung bei Blum, Einblicke in ihre Zusammenarbeit - über Chancen und Herausforderungen der digitalen Transformation, den Wert von Vertrauen und die gemeinsame Verantwortung von Wissenschaft und Wirtschaft für die Region Vorarlberg.

Was bedeutet - aus Sicht der Forschung und Wirtschaft - eine „lebenswerte Zukunft“?

Schneider (FHV): Wir leben in spannenden Zeiten - geprägt von technologischen, ökologischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Wenn wir uns den Bereich der Technologie und hier im Speziellen die Künstliche Intelligenz ansehen, dann entsteht eine lebenswerte Zukunft für mich dann, wenn Menschen durch diese Technologie gestärkt werden. Wenn Algorithmen Routinen übernehmen, damit Menschen wieder Zeit für das Menschliche haben, Zeit für Kreativität, Empathie und Zusammenarbeit.

Wendel (Blum): Das sehe ich ganz ähnlich. Als Unternehmen ist es uns wichtig, dass technologische Innovationen nicht nur Effizienz bringen, sondern den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Auch unsere Mitarbeitenden sollen durch die Digitalisierung mehr Zeit für Kreativität und Zusammenarbeit erhalten.

 

Wie kann die Digitalisierung dazu beitragen, eine solche Zukunft zu gestalten und wo liegen die Grenzen?

Schneider: Digitalisierung wird oft als Automatismus dargestellt: Man führt eine neue Technologie ein und schon ist die Zukunft gestaltet. Dies ist nicht der Fall. In Wahrheit ist die Digitalisierung eine kulturelle und organisatorische Aufgabe und Herausforderung. Es gilt herauszufinden, wie wir Menschen diese Technologie nutzen, welche Werte uns leiten, wie wir Arbeit gestalten und welche Ziele wir verfolgen.

Wendel: Darum investieren wir bei Blum nicht nur in die Technologie, sondern gezielt in die Weiterentwicklung der Menschen - von unseren Mitarbeitenden bis zu Studierenden und Schüler:innen, den vielleicht zukünftigen Mitarbeitenden. Durch unsere offene Unternehmenskultur und die Förderung der MINT-Bildung schaffen wir ein Umfeld, das den Austausch von Ideen fördert und die Bereitschaft stärkt, Neues auszuprobieren und somit auch die Basis für echte Transformation.

 

Die Blum Stiftungsprofessur für Digital Business Transformation ist eine besondere Form der Zusammenarbeit. Was macht sie so wertvoll für beide Seiten?

Schneider: Die Blum Stiftungsprofessur ist für uns weit mehr als eine Finanzierung. Sie ist ein Vertrauensvorschuss und die Chance, an der FHV in Dornbirn einen Forschungsschwerpunkt für die digitale Transformation Vorarlbergs aufzubauen. Dazu ist neben der Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ein tiefes Verständnis für die Region und die neuesten Forschungserkenntnisse notwendig. Mit der Stiftungsprofessur stärken wir nicht nur die Partnerschaft mit Blum, sondern die Innovationskraft der gesamten Region. Forschungsergebnisse, Methoden und Netzwerke sollen allen Interessierten zugutekommen.

Wendel: Für uns ist die Professur eine Investition in die Zukunft der Region. Sie soll den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis stärken und gemeinsam innovative Lösungen für die digitale Transformation entwickeln. Und nochmals wichtig zu betonen ist, sie steht allen interessierten Unternehmen offen. Wir verstehen die Professur als Impulsgeber für die gesamte Region - mit dem Ziel, den offenen Austausch zu fördern und gemeinsames Lernen zu ermöglichen.

 

Was zeichnet die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Praxis und Lehre in der Stiftungsprofessur besonders aus?

Schneider: Für mich basiert unsere Zusammenarbeit auf echtem Vertrauen und langfristigem Denken. Forschung, Praxis und Lehre begegnen sich nicht als getrennte Welten, sondern arbeiten eng verzahnt: Unternehmen öffnen sich mit ihren realen Herausforderungen, wir bringen wissenschaftliche Perspektiven und internationale Erfahrungen ein, und in der Lehre fließen diese Erkenntnisse unmittelbar weiter. So entsteht ein Kreislauf, der allen Beteiligten nützt – den Unternehmen, der Wissenschaft und vor allem den Studierenden, die praxisnah und zugleich zukunftsorientiert ausgebildet werden.

Wendel: Das ist auch unser Anspruch. Wir möchten, dass unsere praktischen Herausforderungen in die Forschung einfließen und wir gleichzeitig von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen profitieren. Die Studierenden gewinnen dadurch wertvolle Einblicke und können sich aktiv in reale Projekte einbringen - das schafft einen echten Mehrwert für alle Beteiligten. Diese enge Verzahnung von Forschung, Praxis und Lehre ist im Stiftungsvertrag festgeschrieben und wird von uns bewusst gelebt.

Welche Themen stehen im Zentrum der gemeinsamen Arbeit - und warum sind sie entscheidend für Wirtschaft und Gesellschaft?

Schneider: Unser Fokus liegt auf zwei zentralen Treibern im Bereich der digitalen Transformation: Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit. Wir interessieren uns dabei insbesondere für die Veränderungen menschlicher Arbeit, neue Anforderungen an Organisationen, Wissensmanagement und Zusammenarbeit sowie die Auswirkungen auf Strategie, Geschäftsmodelle und Ecosysteme. Entscheidend ist nicht nur, wohin wir wollen, sondern auch wie wir vom Status quo dorthin kommen.

Wendel: Diese Themen sind für uns als Unternehmen zentral. Wir sehen darin die Grundlage für zukünftige Geschäftsmodelle und nachhaltiges Wachstum. Uns ist es wichtig, Künstliche Intelligenz im Unternehmen aktiv zum Gesprächsthema zu machen, die Vorteile in den Vordergrund zu stellen und auf Ängste und Bedenken gut einzugehen. Das wird eine unserer Aktivitäten im nächsten Jahr sein.

Welche Chancen und Herausforderungen bietet die digitale Transformation in der Region?

Schneider: Vorarlberg hat beste Voraussetzungen für digitale Exzellenz: mittelständische Strukturen, Kundennähe, Innovationsgeist. Wichtige Eigenschaften, um digitale Technologien nicht nur für Effizienzsteigerungen zu nutzen, sondern auch zur Entwicklung völlig neuer Geschäftsmodelle und Services. Die größte Herausforderung ist jedoch nicht die Technologie, sondern der kulturelle Wandel. Digitale Transformation braucht Mut, klare Prioritäten und vor allem eine Kultur, die Experimente zulässt und Lernen fördert. Der Fachkräftemangel erhöht den Druck, Wissen aufzubauen, Mitarbeitende mitzunehmen und Partnerschaften zu stärken. Wenn Vorarlberg industrielle Stärke, Handwerkskunst und digitale Kompetenz verbindet, kann die Region zum Modell für eine bodenständige, aber visionäre Transformation werden.

Wendel: Genau das erleben wir in der Praxis: Die Wichtigkeit, Mitarbeitende mitzunehmen und eine Kultur des Experimentierens zu fördern. Neben dem von Sabrina angesprochenen Fachkräftemangel fordert uns auch der internationale Wettbewerbsdruck immer mehr heraus. Eine verstärkte Digitalisierung kann hier ein wirksames Gegengewicht schaffen. Dabei muss der Mensch aber weiterhin im Mittelpunkt stehen. Gezielte Weiterbildung und Kooperation mit der Wissenschaft eröffnen uns wertvolle Chancen.

 

Welche Aspekte der bisherigen Zusammenarbeit waren besonders prägend?

Schneider: Mich begeistert, wie offen und unkompliziert unsere Zusammenarbeit ist. Vertrauen und kurze Wege schaffen Raum für neue Ideen und das weiß ich sehr zu schätzen.

Wendel: Dem kann ich mich nur anschließen. Die offene, unkomplizierte Zusammenarbeit ist für uns sehr wertvoll. Das Vertrauen ist zentral und Sabrinas Bodenständigkeit hilft, bei Vorarlberger Unternehmen anzudocken.

 

Wenn ein Wunsch für die Zukunft der Partnerschaft formuliert werden könnte – welcher wäre das?

Schneider: Mein Wunsch ist, dass wir die Partnerschaft genauso vertrauensvoll und offen weiterführen, wie bisher und sie weiter intensivieren. Dass wir voneinander lernen und Impulse in die Region tragen, zum Beispiel, wie Unternehmen und Wissenschaft gemeinsam Zukunft gestalten können.

Wendel: Das „Ländle“ mit seinen inhabergeführten Unternehmen bietet beste Voraussetzungen für Zusammenarbeit. Kurze Wege und direkter Austausch fördern gemeinsame Lösungen. Unsere Partnerschaft soll nicht nur Blum, sondern der ganzen Region zugutekommen. Das gegenseitige Lernen und der Wissenstransfer sind für uns zentrale Erfolgsfaktoren, um die Zukunft Vorarlbergs aktiv und nachhaltig mitzugestalten. Wir möchten zeigen, wie viel Potenzial in der Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft steckt und hoffen, dass unser Engagement andere inspiriert, ähnliche Wege zu gehen.

 

Zu den Personen:

Klaus Wendel ist seit 2003 bei Blum tätig und leitet dort seit 2006 den Bereich „Information Services and Organization“. Im Juli 2023 wurde er in die Geschäftsleitung berufen, wo er neben der Informatik auch für die Gestaltung der Prozesse Supply Chain Management und Product Lifecycle Management sowie die Entwicklung der Unternehmensstrategie verantwortlich ist. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker studierte an der Universität Wien und war im Anschluß mehrere Jahre in der Unternehmensberatung tätig.

Sabrina Schneider leitet seit März 2025 die Forschungsgruppe Digital Business Transformation und die gleichnamige Blum Stiftungsprofessur an der FHV. Die promovierte Betriebswirtin startete ihre Laufbahn als Bankkauffrau und studierte an der Frankfurt School of Finance & Management. Nach Tätigkeiten in der Strategieentwicklung einer Großbank und internationalen Studienaufenthalten in Schottland, Italien und Schweden promovierte sie an der EBS Universität zu Geschäftsmodellinnovationen. Es folgten Stationen in der Organisationsentwicklung und Professuren an der Universität Kassel und am MCI Innsbruck. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Gestaltung digitaler Transformationsreisen – insbesondere im Kontext künstlicher Intelligenz. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in der Natur, beim Sport oder auf Reisen.

Bei Interesse an einer Zusammenarbeit sind Sie herzlich eingeladen mit Sabrina Schneider in Kontakt zu treten: digitales-laendle@fhv.at

 


 

Faktbox: Die Blum Stiftungsprofessur für Digital Business Transformation

Ziel:


Förderung der digitalen Transformation in Vorarlberg durch enge Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

Forschungsschwerpunkt:
Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, Organisations- und Geschäftsmodellentwicklung, Wissensmanagement und Veränderungsprozesse in Unternehmen.

Beteiligte Partner:


FHV – Vorarlberg University of Applied Sciences
– Forschungsgruppe Digital Business Transformation

Julius Blum GmbH – Stifterin und strategischer Partner

Wichtig:
Die Professur arbeitet nicht exklusiv für Blum, sondern versteht sich als regionale Plattform für Wissenstransfer, Kooperation und Innovation.

Zielgruppe:
Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Studierende, die aktiv an der digitalen Zukunft Vorarlbergs mitwirken wollen.