Neue Forschungsleitung

 

Markus Preißinger (38), Stiftungsprofessor für Energieeffizienz und Leiter des Forschungszentrums Energie, wird ab 1. Jänner 2022 operativ die Leitung der Forschung der Fachhochschule Vorarlberg verantworten, in Zukunft weiter ausbauen und regional sowie international noch stärker sichtbar machen. Wir haben den gebürtigen Allgäuer zum Interview gebeten.

Mit welchen Forschungsthemen beschäftigen Sie sich persönlich derzeit?

Mein Forschungsthema seit vielen Jahren sind die thermischen Energiesysteme – Kältemaschinen, Wärmepumpen, aber auch Kraftwerke auf Basis von erneuerbaren Energien wie Biomasse oder Geothermie. Diese Systeme mit Intelligenz auszustatten ist zum Beispiel ein aktuelles Thema des von mir geleiteten Josef Ressel Zentrums für Intelligente Thermische Energiesysteme.

Wollten Sie schon immer in der Forschung arbeiten, wann hat Sie der Reiz gepackt? Und welches Phänomen lässt Sie nicht los?

Eigentlich wollte ich nur Energietechnik studieren und dann in die Industrie. Ab dem 5. Semester habe ich mich dann aber sehr stark mit Hochschulpolitik beschäftigt und hatte damit die Möglichkeit, sehr früh mit Professor:innen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen zu diskutieren und deren Forschung kennenzulernen. Spannend fand ich immer Themen, die so einfach klingen, deren Lösung aber einen hohen Mehrwert für die Menschheit liefert – wie schaffen wir es zum Beispiel überall auf der Welt sauberes Trinkwasser zu erzeugen?

Was macht Sie persönlich als Wissenschaftler aus? Wo liegen ihre Stärken?

Ich habe Wissenschaft schon immer sehr breit gesehen – weg von der Vorstellung einer Person, die irgendwo im stillen Kämmerchen experimentell oder simulativ ein Problem knackt. Wissenschaft ist Kommunikation und Diskussion, sie lebt vom Fragen stellen und Lösungen erarbeiten, sie ist aber auch eingebunden in Politik und in die wirtschaftliche Entwicklung. Meine Stärke sehe ich darin, dass ich mich in all diesen Bereichen wohlfühle und auch vermitteln kann – „reine“ Wissenschaftler:innen gibt es bessere als mich (lacht).

Wie sind die Forschung und Forschungszentren an der FHV aufgestellt?

Wir sind sehr breit aufgestellt und decken für die Größe unserer Hochschule ein großes Themenspektrum ab: sozialwissenschaftliche ebenso wie technische Schwerpunkte, experimentelle Arbeiten ebenso wie computergestützte Entwicklungen. Das ist wichtig für die Vorarlberger Wirtschaft – denn auch diese zieht ihre Stärke aus der Diversität.

In welche Richtung soll sich die Forschung der FHV weiterentwickeln?

Die inhaltliche Ausrichtung will ich in den nächsten Monaten gemeinsam mit den circa 80 Forschenden der FHV und in Diskussionen mit wichtigen Stakeholdern erarbeiten. Ich persönlich will die Breite in der Forschung beibehalten, die Kooperation zur regionalen Wirtschaft weiter ausbauen, aber auch in einigen Feldern international sichtbarer werden. Und wir wollen offen sein für weitere Gebiete – das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten beschäftigt mich zum Beispiel Tag für Tag.

Was ist ihr Ziel als Leiter der FHV-Forschung?

Mein wichtigstes Ziel ist es, das Vertrauen unserer Partner durch hervorragende Forschung und Entwicklung zu rechtfertigen und damit auch neue Partnerschaften in Wirtschaft und Wissenschaft zu gewinnen. Gerade im regionalen Umfeld hätten wir durch die Zusammenarbeit aller Player noch viel Potenzial, das wir derzeit noch ungenutzt lassen.

Was ist ihr Ziel als Wissenschaftler?

Ich denke einen Wissenschaftspreis für herausragende Grundlagenforschung werde ich durch meine neuen Aufgaben wohl nicht mehr gewinnen (lacht) – daher will ich als Wissenschaftler insbesondere den Nachwuchs befähigen, ihren persönlichen Weg in der Wissenschaft zu finden und zu gehen. Wenn dann irgendwann jemand sagt: „ja der Markus hat mir damals geholfen, diesen Weg zu gehen“, dann kann ich zufrieden sein.

Auf welches Instrument (z.B. Labor) sind sie an der FHV besonders stolz, dass wir es haben und was kann es?

Das wichtigste Instrument in der Wissenschaft ist und bleibt der Mensch, die Kompetenz und die Motivation der Mitarbeitenden – und solche „Köpfe“ haben wir sehr viele an der FHV. Erst im zweiten Schritt sind es dann spezielle Messaufbauten, die besonders sind. Stolz bin ich immer auf Geräte, die es am Markt zu kaufen gibt, denen wir durch Umbauten oder Erweiterungen aber zusätzliches Leben einhauchen. Wenn wir z.B. in unserem Computertomographen oder in unserem Rasterelektronenmikroskop Dinge erst erkennen, weil wir vorher etwas „gebastelt“ haben, dann laufe ich mit einem Lächeln über den Campus.

Im FHV Chancenlabor sind Erfolge und Misserfolge von Experimenten eingeplant. Was war ihr größter Erfolg und was ist mal schlimm danebengegangen?

Mein größter Erfolg als Wissenschaftler war der Nachweis, dass man mit einem einfachen Befeuchtungsprozess Bilgenwasser, eine fast teerartige Mischung aus Öl, Wasser und Sedimenten aus der Schifffahrt, im Technikumsmaßstab zu Recyclingöl aufbereiten kann. Gleichzeitig war dieser Erfolg auch mein größter Misserfolg – es hat zwar funktioniert, es hat aber nicht zur Theorie gepasst und wir haben nicht verstanden, wieso es funktioniert. Das Schöne daran: wir konnten mit dem Thema ein weiteres Forschungsprojekt einwerben, auf dem ein Mitarbeiter meines Forschungszentrums jetzt promoviert hat – Anfang 2022 schließen wir das Projekt ab und wissen mittlerweile sehr viel besser, was damals in den Versuchen passiert ist.

Kontakt

Prof. (FH) Dr.-Ing. Markus PREISSINGER
Forschungsleiter, Leiter Josef Ressel Zentrum für Intelligente Thermische Energiesysteme
V719

Weiterführende Links

 

Jänner 2022