Projekt KLINGEL schützt ältere Menschen in Vorarlberg vor Hitze
11.10.2025
Wenn im Sommer die Temperaturen steigen, wird es für ältere Menschen besonders belastend. Das Durstgefühl lässt nach, die Wohnung heizt sich auf – einfache Schutzmaßnahmen geraten oft in Vergessenheit. Das erhöht das Risiko für Dehydrierung und Überhitzung und fordert auch Pflegekräfte zusätzlich.
Hier setzt das Forschungsprojekt KLINGEL – Klima-angepasst und gesund leben der FHV an. Gemeinsam mit den Partnern Butterweck KG, Intefox GmbH, Regio im Walgau und den Sozialdiensten Götzis gGmbH entwickelt das Projektteam einfache, digitale Lösungen, die die Resilienz älterer Menschen stärken und Pflegekräfte entlasten können.
„In Vorarlberg ist fast jede fünfte Person 65 Jahre oder älter – das Thema betrifft uns alle“, erklärt Projektleiter Tobias Werner vom Forschungszentrum Human-Centred Technologies an der FHV.
Klimawandel spürbar – auch in Vorarlberg
Zu Beginn hat das Team Temperaturdaten von Götzis von 1979 bis 2023 ausgewertet. Das Ergebnis war deutlich: Hitzetage und Tropennächte haben auch hier stark zugenommen. 
„Man weiß um den Klimawandel - aber die regionalen Zahlen schwarz auf weiß zu sehen, war ein Augenöffner“, so Tobias Werner.
Digitale Helfer im Alltag
Um die Belastung durch Hitze zu verringern, testete das Team Maßnahmen, die sich unauffällig in den Alltag integrieren lassen:
- Intelligente Trinkbecher, die ans regelmäßige Trinken erinnern und Pflegekräften beim Erstellen von Trinkprotokolle unterstützen.
 - Raumklimasensoren, gekoppelt an Wetterdaten, die zeigen: Schon kleine Anpassungen können mehrere Grad Temperaturunterschied in Wohnungen und Zimmern ausmachen.
 - Einfache SMS-Benachrichtigungen, die auf ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sowie richtiges Lüften und Beschatten hinweisen.
 - Begrünungsmaßnahmen, wie Dachbegrünungen, die Hitzeinseln reduzieren und ein angenehmeres Umfeld schaffen.
 
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das Wohlbefinden älterer Menschen mit wenig Aufwand deutlich verbessern lässt – und zwar ohne Überforderung durch komplexe Technik“, sagt Tobias Werner, „die intelligenten Trinkbecher wurden zum Beispiel sofort akzeptiert.“
Auch Marcel Butterweck, Geschäftsführer der Butterweck KG bestätigt: „Es gab keine Technik-Skepsis. Die Motivation war von Anfang an spürbar.“
Praktische Empfehlungen
Aus dem Projekt wurden Handlungsempfehlungen in Bezug auf Hydration, Raumklima und Begrünung abgeleitet, die die Lebensqualität im Alter mit einfachen Maßnahmen verbessern.
Marcel Butterweck führt ein Beispiel aus: „Zwischen richtigem und falschem Lüften liegen mehrere Grad Temperaturunterschied. Mit einfachen Hinweisen - etwa SMS-Benachrichtigungen - schaffen wir Bedingungen, die ältere Menschen stärken, ohne sie zu bevormunden.“
Auch Begrünung hat Potential: „Die Begrünung unserer Gemeinden durch Entsiegelung und das Gestalten von grünen Dächern ist wünschenswert und hilft uns gegen Hitzeinseln. Eine einfach umzusetzende Maßnahme, von der wir alle profitieren und eine lebenswerte Umgebung erzeugt“, ergänzt Tobias Werner.
Von der Forschung in die Praxis: Markteinführung im Bodenseeraum
Nach dem Ende des Förderzeitraums arbeitet Marcel Butterweck an einem tragfähigen und skalierbaren Geschäftsmodell. Ziel ist es, die entwickelten Lösungen - von der sensorgestützten Trink- und Raumklimaüberwachung bis hin zu niederschwelligen Erinnerungssystemen - in die Praxis zu überführen. Damit sollen ältere Menschen langfristig besser vor Hitzewellen geschützt, Pflegekräfte entlastet und Gemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden.
„Unsere Maßnahmen setzen Warnsignale, unterstützen Verhaltensänderungen und schenken Pflegekräften mehr Zeit für die persönliche Betreuung“, sagt Tobias Werner.
Erste Schritte zur Markteinführung sind im Bodenseeraum geplant, eine Region mit enger Vernetzung von Pflegeeinrichtungen, hoher Sensibilität für Klima- und Gesundheitsthemen und guter Ausgangsbasis für Praxistests. Langfristig soll KLINGEL in Österreich, der Schweiz und Süddeutschland etabliert werden.
Weitere Informationen zum Projekt sind ▷ hier verfügbar.
Kontakt
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Tobias WERNER, BSc
Labortechniker
Forschungszentrum Human-Centred Technologies
+43 5572 792 3723
tobias.werner@fhv.at