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Design Symposium Intelligence Beyond Human

23.10.2025
Im Gespräch mit Margarita Köhl, Leitern des Fachbereichs Gestaltung, über Formen der Intelligenz, Kollaboration und was Besucher:innen beim Design Symposium erwartet.


30. Oktober veranstaltet der Fachbereich Gestaltung bereits zum 3. Mal das Design Symposium. Mit dem Thema „Intelligence Beyond Human“ lädt es dieses Jahr dazu ein, Intelligenz neu zu denken – jenseits des Menschlichen – und gemeinsam zu erkunden, welche Chancen daraus für Gestaltung, Zusammenleben und Zukunft entstehen. Was euch erwartet, erfahrt ihr im Interview.

 

Welchen Hintergrund hat das Thema „Intelligence Beyond Human“?

Der Begriff Intelligenz ist derzeit in aller Munde – insbesondere dadurch, dass so genannte „künstliche Intelligenz“ mit ChatGPT, Midjourney und Co. im Mainstream angekommen ist und wir uns daher zunehmend fragen, was Intelligenz eigentlich bedeutet.

Sind Maschinen tatsächlich bereits jetzt „klüger“ als der Mensch? Und welche Risiken entstehen, wenn wir immer mehr Prozesse automatisieren und Entscheidungen auf Basis von Datenauswertung und Mustererkennung treffen? Gerade vor diesem Hintergrund gewinnt die ethische Weiterentwicklung hin zu einer verantwortungsvollen KI an Bedeutung: Es gilt, technologische Innovationen so zu gestalten, dass sie transparent, fair und nachhaltig sind und nicht nur technische, sondern auch gesellschaftliche und ethische Standards berücksichtigen.

 

Warum ist das Thema „Intelligenz jenseits des Menschlichen“ gerade jetzt so relevant – für Design und gestalterische Tätigkeiten, aber auch für die Gesellschaft insgesamt?

Heute wird es in Gestaltungsprozessen immer wichtiger, nicht nur den Menschen ins Zentrum zu stellen, sondern auch andere Lebewesen und den Planeten. Biologische Systeme dienen als Inspiration – etwa der Schleimpilz, der als Kommunikationsgenie gilt und stets den besten Weg durch Labyrinthe findet.

Das führt zu zentralen Frage des diesjährigen Symposiums: Was und vor allem wie ist Intelligenz? Natürlich, künstlich oder gar verteilt? Bienen, Ameisen oder Pflanzen zeigen auf unterschiedliche Weise kollektive oder adaptive Intelligenz. Der Pflanzenkognitionswissenschaftler Paco Calvo, Autor von „Planta Sapiens – Unmasking Plant Intelligence“, wird dazu spannende Einblicke in seinem Vortrag geben.

Das Designsymposium zeigt, wie Gestaltung Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz mitformen kann – indem es Räume schafft, um Technologie kritisch zu reflektieren und wünschenswerte Zukünfte zu entwerfen. Ein Beispiel dafür ist Nadia Piet, Gründerin des AIxDesign-Kollektivs und Vertreterin der „Small AI“-Bewegung. Sie plädiert für effiziente, zugängliche und nachhaltige KI-Modelle als Gegenentwurf zu ressourcenintensiven Systemen wie GPT-4 oder Gemini.

 

Das Symposium bringt sehr unterschiedliche Disziplinen zusammen – von Designer:innen über KI-Forscher:innen bis hin zu Imker:innen. Warum ist dieser interdisziplinäre Ansatz wichtig?

Weil Zukunftsfragen zu komplex sind, um sie aus nur einer Perspektive zu betrachten. Designer:innen, Forscher:innen und Philosoph:innen bringen ganz unterschiedliche Denkweisen ein. Erst durch diese Vielfalt entsteht das, was wir kollektive Intelligenz nennen – Wissen, das im Austausch entsteht. Schon um die richtigen Fragen zu stellen, brauchen wir verschiedene Blickwinkel.

 

An wen richtet sich das Symposium? Müssen Teilnehmende einen Designhintergrund haben, sich mit KI besonders gut auskennen, oder ist es offen für alle Interessierten?

Das Symposium ist offen für alle Interessierten – Besucher:innen brauchen weder ein Designstudium noch KI-Vorkenntnisse, durch die Perspektivenvielfalt aus KI-Forschung, Design, Kognitionswissenschaft und Biologie gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte. In der Inatura finden am Nachmittag Hands-on Formate statt – Workshops und Experiences, die von den Studierenden des Masterstudiengangs Design und Creative Leadership gestaltet werden. Am Abend werden Vorträge von internationalen Expert:innen einen tieferen Einblick in die aktuelle Debatten zum Thema KI und Mehr-als-Menschliches Design geben. Das Symposium versteht sich als Einladung, sich mit aktuellen Entwicklungen auseinanderzusetzen und neue Denkweisen kennenzulernen. Wer neugierig ist und Freude am Entdecken hat, ist hier genau richtig.

 

Viele Programmpunkte sind als Workshops konzipiert und finden auch in der inatura statt. Welche Highlights oder besondere Beiträge möchtest du persönlich hervorheben?

Die inatura ist ideal, um über Intelligenz jenseits des Menschlichen nachzudenken. Der Ort verbindet Natur, Forschung und Erlebnis – das passt perfekt zum Thema. Erstmals gibt es heuer beim Design Symposium einen von den Studierenden kuratierten Track mit Installationen und interaktiven Formaten, die von den Studierenden des Masterstudiengangs Design und Creative Leadership entwickelt wurden. Sie haben sich im letzten Semester in verschiedenen Lehrveranstaltungen intensiv mit verschiedenen Auslegungen von Intelligenz und Konzepten des kollektiven Leaderships beschäftigt. Dabei haben sie Formate entwickelt, die ihre Erkenntnisse im wahrsten Sinne des Wortes erlebbar machen: Der Workshop „intelligente Fäden“ wurde mit den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf entwickelt. Hier kann mit E-Textilien, also Textilien, in die Elektronik und leitfähige Materialien eingebaut sind, experimentiert werden. Spannend wird auch eine Installation, bei der der „Tanz der Bienen“ selbst ausprobiert werden kann. Weiters werden in „KI-Konversationen“ den Expert:innen Johanna Bruckner und Florian Buehler brennende Fragen zu den Bereichen Kunst und Forschung, sowie Bildung und Arbeitswelt behandeln und mit den Besucher:innen in Dialog treten.

Ein besonders spannender Programmpunkt, der die beiden Orte inatura und FHV verbindet – ist eine Art Ameisenspaziergang: Auf dem Weg zur FHV erkunden die Teilnehmenden die Kollaborationsformen der Ameisen. An der FHV geht es dann weiter mit spannenden Impulsvorträgen und einer Paneldiskussion zum Abschluss.

 

Welche Fragen oder Denkanstöße wünschst du dir, dass die Teilnehmenden am Ende des Tages mitnehmen?

Ich wünsche mir, dass die Besucher:innen ihre Perspektive erweitern: Intelligenz ist kein ausschließlich menschliches Privileg. Sie kann kollektiv, verteilt oder ökologisch sein. Wenn wir das anerkennen, verändern sich auch unsere Vorstellungen von Gestaltung, Zusammenarbeit und Verantwortung.

 

Das Design Symposium des Fachbereichs Gestaltung findet am 30. Oktober an der FHV und in der inatura Dornbirn statt. Alle Info zum Programm gibt es ▷ hier.